26.09.24 - Geschäftsstelle

Zwischenstand: Studie „Erfolgsfaktor Community of Practice in der öffentlichen Hand“

Mit einer wissenschaftlichen Studie, gefördert vom Bundesministerium des Innern und für Heimat, wollen wir die Mehrwerte und Erfolgsfaktoren von Netzwerkaktivitäten, insbesondere in Form von Communities of Practice (CoPs), untersuchen und deren Beitrag zur Verwaltungstransformation besser verstehen.

„Im Verwaltungsbereich ist es fast schon überlebenswichtig, auch mal rauszukommen und sich inspirieren zu lassen – vor allem, wenn man Transformation macht, wo man gerade noch am Anfang steht.“ – Studienteilnehmer:in

Netzwerken – Was bringt’s?

Netzwerken ist gerade bei der Verwaltungstransformation ein Schlüssel zum Erfolg – das war uns bei NExT schon lange bewusst. Deshalb setzen wir uns unter anderem in unseren NExTcommunities dafür ein, Verwaltungsmitarbeitende über Ressort-, Hierarchie- und föderale Grenzen hinweg zusammenzubringen. Wir sind überzeugt, dass diese Verbindungen ein echter Motor für Veränderungen in der Verwaltung sein können. Was uns jedoch bislang fehlt, ist der empirische Beleg dafür.

Genau hier setzt unser aktuelles Forschungsprojekt an: Mit einer wissenschaftlichen Studie, gefördert vom Bundesministerium des Innern und für Heimat, wollen wir die Mehrwerte und Erfolgsfaktoren von Netzwerkaktivitäten, insbesondere in Form von Communities of Practice (CoPs), untersuchen und deren Beitrag zur Verwaltungstransformation besser verstehen.

Geteiltes Wissen und Effizienzsteigerung durch gezielte Vernetzung

Zum aktuellen Zeitpunkt unserer Studie können wir bestätigen, dass zumindest unsere Interview-Teilnehmer:innen Vernetzung überwiegend als echten Gewinn empfinden – sowohl für sich persönlich als auch für die Verwaltungstransformation. Dies umfasst sowohl interne Vernetzung innerhalb einer Verwaltungsorganisation als auch externe Vernetzung über Behörden- und Organisationsgrenzen hinweg.

Besonders betont wird der Wissens- und Erfahrungsaustausch, der in und außerhalb von Community-Treffen stattfindet und den methodischen und fachlichen Kompetenzaufbau fördert. Verwaltungsmitarbeitende lernen demnach z. B. den Einsatz neuer Methoden, unterstützen sich gegenseitig bei der Umsetzung konkreter Aufgaben (Stichwort OZG-Umsetzung), oder entwickeln direkt gemeinsam Lösungen. Sie erhalten Beratung von Kolleg:innen mit ähnlichen Aufgaben und bieten ihr Wissen ebenso an.

„Es hilft im Arbeitsalltag sehr, sich mit Menschen auszutauschen, die schon weiter sind mit einer ähnlichen Angelegenheit.“ – Studienteilnehmer:in

Ganz automatisch werden die Community-Teilnehmer:innen durch diesen Wissenstransfer auch auf Personen und Behörden aufmerksam, die an ähnlichen Themen arbeiten. So können konkrete Konzepte, Umsetzungen und Argumentationshilfen über Abteilungs- aber auch Länder- und Ressortgrenzen hinweg geteilt werden, was Doppelarbeit reduziert und hilft, die viel zitierten Silos abzubauen.

Community-Treffen sind oft der Startpunkt für weitere Vernetzung und Kooperationen, die über die eigentliche Gruppe hinausgeht. Sie bieten die Chance, wertvolle Kontakte zu knüpfen, die im beruflichen Alltag nützlich sind. Das persönliche Netzwerk erweitert sich, und man kann im Bedarfsfall auf den „kurzen Dienstweg“ zurückgreifen, um schnell Rat von Expert:innen zu erhalten.

„Mitunter ergeben sich Kontakte, die Türen öffnen, von denen man nicht wusste. Das ist mega effektiv.“ – Studienteilnehmer:in

Weitere genannte Mehrwerte umfassen Horizonterweiterung, persönliche und berufliche Weiterentwicklung, politischen Einfluss, kollaboratives Arbeiten sowie mehr Sichtbarkeit für die eigene Behörde.

Zusammenhalt statt Verwaltungs-Frust

Besonders wichtig für Verwaltungsmitarbeitende, die sich mit der Verwaltungstransformation beschäftigen, scheint in diesem Kontext auch das Thema Gemeinschaftsgefühl und Motivation zu sein.

Warum ist das so? Es zeigt sich immer wieder, dass die Arbeit in diesem Bereich oft frustrierend sein kann: langsame Fortschritte, veraltete Denkweisen, fehlendes Know-how, die komplexen und föderalen Strukturen, strenge Regelungen und Abteilungs-Silos. Hinzu kommt, dass sich viele in ihren Rollen isoliert fühlen, oft ohne direkte Kolleg:innen mit ähnlichen Aufgaben.

Der Austausch mit Gleichgesinnten außerhalb der eigenen Abteilung oder Behörde ist daher besonders wertvoll. Communities bieten genau diesen Raum. Hier hören die Transformator:innen der Verwaltung, wie andere ähnliche Herausforderungen meistern, und erfahren gegenseitige Unterstützung und Bestärkung.

„Gerade in den neuen Themen wie agiles Arbeiten ist man ja manchmal der Einzige. Man schafft das alleine gar nicht. Dann ist es umso wichtiger, von anderen Erfahrungen mitbekommen, nicht das Gefühl haben, man ist der Einzige auf weiter Flur.“ – Studienteilnehmer:in

„Es ist ein Stück weit wie eine Art Selbsthilfegruppe. Es ist ein riesen Aufgabenfeld. Wir sind alle Pioniere. Ich habe auf meiner Arbeitsebene im Landkreis keinen richtigen Peer. Ich bin die, die gefragt wird, aber ich habe ja niemanden. Wenn ich eine Frage habe, kann die mir nur das Netzwerk beantworten.“ – Studienteilnehmer:in

Woran hapert’s?

Wenn Netzwerken so viele Vorteile bietet, stellt sich die Frage: Warum machen es nicht alle?

Eine entscheidende Rolle spielt das Netzwerk selbst: Themen, Organisation und Teilnehmende beeinflussen, ob man sich einbringt. Hier haben wir daher genau hingehört und wertvolles Feedback zu unseren NExTcommunities eingeholt. Es freut uns, dass unser Konzept weiterhin gut ankommt und sogar als Vorbild für neue, interne Communities dient. Trotzdem gibt es noch Luft nach oben. Die eingegangenen Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge werten wir aktuell aus und freuen uns darauf, mit kleinen Anpassungen die Zufriedenheit unserer Community-Mitglieder weiter zu steigern.

Daneben spielt auch die Persönlichkeit eine Rolle – extrovertierte Menschen tun sich beispielsweise oft leichter, auf andere zuzugehen als introvertierte. Zudem besteht der Eindruck, dass sich in Netzwerken häufig die Personen wiederfinden, die generell offener für Veränderungen sind.

Der größte Faktor scheint jedoch beim Arbeitgeber zu liegen: Eine Kultur, die Wissensaustausch fördert, klare Regelungen zur Teilnahme während der Arbeitszeit und unterstützende Führungskräfte erleichtern Vernetzung erheblich. Fehlt all das, bleibt Mitarbeiter:innen oft nur, Netzwerken „heimlich“ ohne Absprache oder in ihrer Freizeit zu betreiben oder ganz darauf zu verzichten.

Und so haben wir das herausgefunden

Für unsere Studie haben wir ein mehrstufiges Forschungsdesign gewählt, das qualitative Interviews und eine quantitative Online-Umfrage kombiniert. Die Interviews sind bereits abgeschlossen, und die Auswertung läuft auf Hochtouren – jetzt geht es in die entscheidende Phase: die Online-Umfrage. Durch diesen Mixed-Methods-Ansatz erhalten wir nicht nur tiefe Einblicke in persönliche Erfahrungen und Beweggründe, sondern können auch herausfinden, ob die erkannten Mehrwerte und Herausforderungen für die breite Masse der Verwaltungsmitarbeitenden zutreffen.

So geht’s weiter

Im Oktober startet unsere Umfrage – und du kannst dabei sein! Hilf uns, die Chancen und Hindernisse beim Netzwerkens in der Verwaltung weiter zu erforschen. Wenn du den NExT-Newsletter abonniert hast, bekommst du bald deine Einladung. Wir freuen uns auf deine Teilnahme!

Dieses Projekt wird gefördert vom:

Mailbox an Tür neben tropischen Pflanzen

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